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„Helft uns, das Leben ist verschissen und den Drogenfachleuten ist es scheissegal, wenn wir verrecken“

Ein Kommentar von EgD

Ein Vierteljahrhundert ist seit der Schliessung der offenen Drogenszenen in der Schweiz vergangen. Fotos und Bücher, zum Beispiel von Damian Leinhard («Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat») oder von Michelle Halbheer («Platzspitzbaby») erinnern uns noch an diese traurige Zeit, die fassungslos macht. Bei wöchentlichen Rettungsaktionen von Mitgliedern verschiedener Drogenpräventionsvereine wie auch «Eltern gegen Drogen» in den offenen Drogenszenen, wurden wir von süchtigen Menschen umzingelt. Sie baten uns: «Helft uns, das Leben ist verschissen und den Drogenfachleuten ist es scheissegal, wenn wir verrecken.» Nur saubere Spritzen stellen sie uns zur Verfügung. Auf unsere Anfragen bei den wenigen Therapiestationen – die meisten wurden damals geschlossen – hiess es, die Therapie-willigen müssten zuerst einen Lebenslauf schreiben und ausdrücklich ihren Willen zu einer Therapie bestätigen. Diese Hürden waren so gross, dass nur wenige fähig waren, diese zu überwinden. Das Elend und die Hilflosigkeit waren unendlich! Damit konnte aber dem Ziel einer staatlichen Heroinabgabe der Weg geebnet werden. Nachdem die Polizei, die jahrelang tatenlos der Verelendung tausender junger Menschen Zusehen musste, den Befehl erhielt, die offenen Drogenszenen zu räumen, war klar, dass die Abhängigen als Übergang zur Abstinenz und in ein zivilisiertes Leben das Methadon erhalten sollten. Als Überlebenshilfe wurden dann Methadon und Heroin abgegeben. Die vielen Drogenfachleute waren für dieses Projekt schon lange in den «Startlöcher». Bei der Volksabstimmung wurden die Bürger/-innen angelogen. Versprochen wurde: Ein langsamer Dosisabbau bis zu Heilung und Abstinenz. Auch hielten sich die vom Heroin und Methadon des Staates Süchtigen weiterhin auf der Gasse auf. Denn wie aus den Abgabeversuchen in Schweden und England schon damals bekannt, sind auch in der Schweiz die meisten Drogenkonsumierenden polytoxicoman, das heisst, sie nehmen verschiedenste Suchtmittel. Leider unterstützten die meisten Medien das Plädoyer «Jeder Mensch hat ein Recht auf Sucht» und das Entstehen einer eigentlichen «Suchtindustrie». Anstatt die Verantwortlichen für dieses entsetzliche Kapitel der Schweizer Drogenpolitik zur Rechenschaft zu ziehen, klopfen sich diese gegenseitig auf die Schultern für ihre bahnbrechenden Pionierleistungen. All die von der Sucht getriebenen, mit Betäubungsmitteln vollgestopften Opfer und vor allem deren Eltern und Kinder blieben und bleiben auch heute vergessen.